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Das kulinarische Mittelalter: Kochen und Tischsitten in alten Zeiten

2020-7-2

ein aufgeschlagenes altes Buch mit altdeutscher Schrift

Die Begriffe Wissensverlust, Hexenverbrennung oder die Vorstellung einer flachen Erde sind wohl eng mit dem Mittelalter verknüpft. Dass sich im Mittelalter aber bereits Tischsitten entwickelt haben und es sogar Kochbücher gab, ist kaum bekannt. Dieser Beitrag gewährt einen Einblick in die Tischkultur des Mittelalters.

Rezepte zum Nachlesen

Gleich vorweg, es gibt sie noch, die authentischen Rezepte des Mittelalters. Denn Kochbücher gab es bereits damals. In diesen waren sogar illustrierte Festtagsmenüs zu finden. Die bekannteste und älteste Rezeptschrift stammt aus dem Jahr 1350 und ist unter dem Namen „Das Buch von guoter Spise“ bekannt. Die Rezepte gingen damals bereits weit über lokale und saisonale Speisen hinaus. Sogar Rezepte arabischen Ursprungs sind darin zu finden.
Natürlich waren diese teuren Speisen nur für den Klerus und für Fürstenhöfe gedacht. Das einfache Volk konnte sich die Zutaten nicht ansatzweise leisten. Dennoch gab es auch in der Bevölkerung an besonderen Tagen reichhaltige Speisen.

Die mittelalterliche Küche

Küchen waren im Mittelalter sehr einfach gestaltet. Gekocht wurde über offenem Feuer. Indirekte Hitze bei der Zubereitung von Lebensmittel ist nämlich erst seit dem 18. Jahrhundert bekannt. Die Kochstelle befand sich meist in der Mitte des Wohnraumes. Rauchfänge gab es erst ab dem späten 9. Jahrhundert und der Rauch musste durch offene Türen, Fenster oder kleine Spalte in den Wänden abziehen. Zusätzlich diente das offene Feuer auch als Beheizung der Räume. Erst ab dem 13. Jahrhundert wurden die Wohnräume und die Küche getrennt. In besonders wohlhabenden Haushalten gab es sogar Nebengebäude in denen die Küche untergebracht war.
Allen Küchen gemein war aber, dass das Essen in großen, freihängenden Kesseln gekocht wurde. Die Hitze konnten die Köche im Mittelalter durch Verkürzen oder Verlängern der Ketten, an denen die Kessel montiert waren, regulieren. Pfannen und Drehspieße konnten sich nur sehr wohlhabende Haushalte leisten.

mittelaterliche Küche mit Feuerstelle und zahlreichen alten Kochgegenständen

Der Speiseplan der Menschen

Ein Hauptnahrungsmittel im Mittelalter waren Getreidebrei und Brot. Wild war als Fleischquelle nur dem Adel vorbehalten, da nur sie jagen durften. Die Bevölkerung aß Fleisch hauptsächlich vom Schwein oder Huhn, das gesotten, gebraten oder gedörrt wurde. Die Menge an Fleisch, die aufgetischt wurde, hing aber auch vom Wohlstand des Hauses ab. Auch Käse war sehr beliebt und wurde überwiegend von der Milch von Schafen oder Ziegen gewonnen. Als Getränke dienten neben Wasser und Bier auch Wein und Met.
Durch die Kreuzzüge kamen schließlich auch exotisches Obst, Gemüse und Gewürze nach Europa. Diese waren aber so unerschwinglich, dass sich nur sehr reiche Bürger und der Adel diesen Luxus leisten konnten.

Tischsitten

Mahlzeiten wurden in der Gemeinschaft eingenommen. Auch in wohlhabenden Haushalten aßen die Diener mit den Herrschaften. Im Frühmittelalter allerdings waren die Frauen von Festmahlen ausgeschlossen und aßen in ihren Kemenaten, den Frauengemächern. Erst mit der Entstehung des Minnekults war es den Frauen erlaubt an gemeinsamen Essen teilzunehmen.
Dass im Mittelalter keine Tischsitten galten ist nicht ganz richtig, denn genau in dieser Zeit entwickelten sich die ersten Benimmregeln. So wurde zum Beispiel im 11. Jahrhundert das Händewaschen vor dem Essen als Tischsitte eingeführt. Zwar aßen die Menschen bis zum Beginn des Hochmittelalters noch mit den Fingern, aber selbst damals waren lange, ungepflegte Fingernägel unerwünscht, oder auch der Ellenbogen hatte schon damals nichts auf dem Tisch zu suchen. Nur die Erfindung der Serviette ließ noch bis zum 15. Jahrhundert auf sich warten und somit diente die Kleidung zum Abwischen der fettigen Finger oder auch zum Naseputzen.

Mittelalterliche Feuerstelle mit Kessel und und einem Bänkchen mit Fleisch und Küchenwerzeug

Die Würze – nicht nur für den Geschmack

Kalmus, Engelwurz oder auch Eberraute zum Beispiel, die von der normalen Bevölkerung zum Würzen der Speisen verwendet wurden, sind in unserer heutigen Küche eher unbekannt. Die Verwendung dieser heimischen Gewürze war allerdings eine Preisfrage. Denn Gewürze wie Ingwer, Zimt und Muskat waren sehr teuer. Dies hing natürlich mit den langen Transportwegen zusammen. Besonders begehrt und auch teuer war Safran. Obwohl dieser in Europa angebaut wurde, konnte ein Pfund schon den Gegenwert eines Pferdes betragen.

Das Mittelalter war in kulinarischer Hinsicht also nicht ein so ganz dunkles Zeitalter. Oder hättest du erahnt, dass sich so manche Tischsitten damals entwickelt haben? Vielleicht hast du ja jetzt auch Lust bekommen, aus dem Kochbuch “von guoter Spise” etwas nach zu kochen.

Carina Werba
Carina Werbamobyforty.com/

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